Stuttgart, LKA

Zusammen mit einem 42-jährigen Kollegen aus dem Büro (lange Haare, Typ Altrocker, total gut drauf, erzählt schon mal von Deep Purple ´74...) war ich auf diesem Konzert – Grund: Dessen 15-jähriger Sohn wollte zusammen mit 3 seiner Kumpels (13 – 15) unbedingt zu der gemeinsamen Lieblingsgruppe, von denen sie jeden Ton kannten. Da mein Kollege den Weg ins LKA nicht kannte, lies ich mich breitschlagen und ging als zweite „Aufsichtsperson“ mit.... ich sage euch, als wir die Kiddies mit ihren freudestrahlenden Augen im Auto hatten und sie schon voller Vorfreude von ihrem ersten Metal-Konzert erzählten, dachte ich an MEIN erstes Metal-Konzert ´81 (Saxon, Ozzy) und kam mir so richtig alt vor....wir legten ein Dio-Tape ein und ich erlebte eine große Überraschung, denn aus dem hinteren Bereich kam ein lautes „Holy Diver, das ist geil“! Die Jungens kannten auch das andere Zeug, sogar bis zu „Heaven and Hell“....und ich dachte immer, die Nachwuchsmetaller interessieren sich nicht für „unsere“ Bands von damals, so kann man sich (zumindest in diesem Fall) täuschen. Das LKA war mit rund 1.500 Leuten ausverkauft und proppenvoll, als Freedom Call anfingen – ich kannte von denen bisher noch gar nichts, und war überrascht, wieviel Mühe sich die Band mit ihren Songs gegeben hat: Massig Breaks, ohne frickelig zu sein, schöne Doppel-Leads, hoher Gesang des Leadgitarristen (was live sicher nicht gerade einfach zu handeln ist), jede Menge Abwechslung, es war eigentlich zu keiner Zeit langweilig. Nur ihre ab und zu auftauchenden Referenzen zu Helloween zu Kiske-Zeiten waren bei „Farewell“ absolut nervend, das war unterstes „Future World“-Tralala-Niveau, das sie Jungs gar nicht nötig haben. Ansonsten waren die Drums leider zu laut und haben Gitarren und Keyboards unter sich begraben, aber es hat trotzdem Spaß gemacht, sich FC anzusehen, weil die Jungs Spaß an ihrer Musik und an der sehr guten Stimmung hatten (die Band kam sehr gut an) und die Songs wie gesagt sehr kurzweilig sind und vor Ideen nur so sprühen. Was dann kam, war so dermaßen mies, daß mir die Worte fehlen..obwohl, 2 Worte dafür gibt es, Virgin Steele! Na ja, wo soll´s bei solch miserablen CD´s auch herkommen, gell.....dieser pseudo-anspruchsvolle Schrott war so dermaßen abartig langweilig, daß ich kaum erwarten konnte, daß die 60 Minuten vorbeigingen; dazu paßten dann auch die im Vergleich zu Freedom Call wesentlich (!) leiseren Fanreaktionen und allgemeine Apathie in der vollen Halle. Es ist aber auch zu peinlich, diesen posenden Eric Adams-für-ganz-Arme vor seinem Kaufhaus-Keyboard stehen zu sehen und sich einen abzubrechen, seine (auf CD auch noch miserabel produzierten) Opern-Konzept-Plattheiten an den Fan zu bringen....daran konnte dann auch „Noble Savage“ als Rauswerfer nichts mehr ändern, VS waren, sind und bleiben eine der schlechstesten, überbewertetsten und langweiligsten Bands dieser Erde und sollen von mir aus ihre lächerlich geringe Anhängerschaft (die zumindest in Stuttgart nicht vertreten war) mit ihren drittklassigen Manowar-Kopien „begeistern“....der „Erfolg“ von VS in den letzten Jahren zeigt ja, was die große Masse von diesen US-Kaspern hält.....auch unsere Kiddies, die wir danach wieder aufsuchten (wir standen ein bissel an der Seite, man ist ja keine 15 mehr, gell), fanden VS im übrigen „total langweilig“, enough said. Hammerfall sind ja ein beliebtes Hau-drauf-Objekt für manche Musiker geworden, ich fand sie bereits vor 2 Jahren, als ich sie zum ersten Mal live gesehen hatte, recht gut, ein Eindruck, der sich noch verstärkte, als die Band mit „Templars of steel“ und einem der genialsten Riffs seit langem loslegten – Riffs wie diese sind der Grund, warum ich Hammerfall über den meisten der anderen „True“-Metaller ansiedle, denn bei allen Klischees, die die Jungs verbraten, stimmt die Musik, und nur das zählt. Klar, sie haben das Metall nicht neu erfunden und bedienen sich recht unverschämt in der Vergangenheit, aber wenn dabei Platten wie das grandiose Debut oder Songs wie auf „Renegade“ herauskommen, ist mir das ziemlich schnuppe. Die Halle tobte und sang wirklich jeden Refrain lauthals mit, sogar Ansagen wurden mit „Hammerfall“-Sprechchören unterbrochen – irre ich, oder hat da jemand zumindest live Blind Guardian den Rang abgelaufen? Während letztere ihre gewohnt lange Auszeit nehmen und auf „Nightfall“ mit komplexen Dingen erschreckten, führen Hammerfall ihre junge Anhängerschaft auf einfachere Wege zurück und geben ihnen das, was die Gardinen früher geben konnten/wollten: Hymnische Chöre, die sich einfach mitsingen lassen und live tierisch viel Spaß machen; mir sind viele der Refrains auf „Renegade“ auch zu aufgesetzt (siehe Kritik zur CD), aber live zeigen diese ihre Wirkung....Kult, wie zu Beginn eine Zugbrücke heruntergelassen wurde und der Ritter des Covers auf der Bühne erschien, dieser kam zum Schluß dann nochmal und schwang einen riesigen Hammer, hihi... leider standen mit „The Metal-Age“, „Steel meets Steel“ und dem abschließenden „Hammerfall“ nur 3 Songs des von mir immer noch am höchsten eingestuften Debuts am Start, überraschend viel kam von „Legacy of kings“, den Hauptteil nahm die neue Scheibe ein. Sänger Joacim Cans merkte man gleich zu Beginn an, wie er um die hohen Passagen einen Bogen machte und er erklärte, daß er eigentlich Auftrittsverbot hätte, aber den Gig nicht absagen wollte. Hätte ich Dir auch geraten Burschi, der Weg von KA bis zum LKA dauert seine eineinhalb Stunden! Was bleibt sonst noch? Einen guten Sound hatten sie, leiser als FC und VS, aber differenzierter, zumindest, wenn man wie wir auf der Seite stand; leider war nach 80 Minuten schon Schicht, da hätte man sich doch ein bissel mehr gewünscht, bei 3 Scheiben ist doch genug Material da (besonders vom Debut, gell), aber vielleicht lag´s an des Sängers Unpäßlichkeit (immerhin verschwand er während der meisten Soli auf unsere Bühnenseite backstage und nahm allerhand Getränke zu sich)?! Wie auch immer, mir hat´s Spaß gemacht, den Helden der Kiddies zuzusehen, ihren Accept-artigen Gitarrenduellen und –Riffs, ihren klischeebeladenen Ansagen und der Begeisterung der Fans, und, seien wir mal ehrlich: Ist es nicht besser, die Milchbärte ziehen sich Hammerfall rein als irgendwelchen New Metal-Dreck oder diese elende Hip Hop-Scheiße? Seht ihr....

Frank